Corona Virus: Schreiben des FLB-Präsidenten
Strausberg, 23.03.2020
Liebe Vereinsvorsitzende, liebe Sportler und Sportlerinnen,
Eure Ziele und Wünsche liegen am Boden, unserer Aufgabe können wir derzeit nicht gerecht werden:Ihr wollt mit Euren Mannschaft den Vereins- und Fußballsport ausüben, wir wollen ihn für Euch gewährleisten und gestalten. Uns eint dabei die besorgte Frage: Wie geht es weiter?
Das Coronavirus hat Deutschland erfasst, schränkt massiv unser öffentliches Leben ein und nimmt uns derzeit jede Möglichkeit an Fußball zu denken oder ihn zu spielen.Das dies einmal über Wochen nicht möglich sein könnte, hat sich bis vor Kurzem keiner vorstellen können. Die letzten Skeptiker dürften jetzt wissen: Es gibt derzeit wirklich was Wichtigeres als den Fußball. Diese Dynamik hat uns gelehrt: Die aktuellen Entscheidungen der Bundesregierung, unserer Landesregierung und wie auch die unseres Verbandes waren notwendig und sind mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein getroffen worden. Diese heißt es jetzt umzusetzen, auszuhalten und insbesondere auf die eigene und die Gesundheit Anderer zu achten.
Es bleibt weiterhin abzuwarten, ob und wann die Maßnahmen der Virologen und Experten hierzu greifen werden. Wir sind von daher gut beraten, uns in Geduld zu üben und Vernunft walten zu lassen. Auch wenn Ihr darauf wartet, wir als Verband können seriöse Prognosen dazu nicht abgegeben und werden die derzeitige Warteposition nicht verlassen. Wir alle tun auch gut daran, den Anordnungen der staatlichen Behörden zu folgen. Deshalb appelliere ich an Euch und Eure Mitglieder:
Haltet Euch an die Vorgaben der Verordnungen, bleibt zu Hause und tragt mit Eurem Verhalten dazu bei, dass wir den Virus besiegen!
Mit der Generalabsage, welche auch weiterhin alternativlos ist, haben wir uns als Verband, aber auch den Vereinen Luft verschafft, um sich mit allen denkbaren Szenarien und seinen möglichen Konsequenzen auseinanderzusetzen. Hier sind nicht nur komplizierte und rechtliche Fragen zu klären,sondern auch Alternativen abzuwägen und mögliche Auswirkungen zu beachten.
Hier bitte ich Euch um Vertrauen und Zeit, um mit den,dafür eigens eingesetzten Krisenstab und anschließend mit dem Verbandsvorstand und den Fußballkreisen verantwortungsvoll auch eine Entscheidung zu treffen. Ganz im Sinne dieses Spruches:
"Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, sondern mit den Augen die Tür zu finden!" (Werner von Siemens)
möchten wir für Euch die Türfinden, wo so viele wie möglich hindurchgehen können. Die wünschenswerteste Lösung ist die Wiederaufnahme des Spielbetriebes mit der Alternative einer Saisonverlängerung über den 30.06.2020 hinaus. Die schlechteste Art wäre der Saisonabbruch mit den vielen Denkmodellen hinsichtlich seiner Wertung. Für den Fall eines solchen Abschlusses wird es eine bundesweite Lösung durch den DFB nicht geben. Derzeit wird auch eine temporäre Außerkraftsetzung von den beeinflussenden allgemein verbindlichen Satzungs- und Ordnungsvorschriften geprüft, damit die Landesverbände in ihrer ohnehin vorliegenden Zuständigkeit auch weitere Gestaltungsmöglichkeiten bei ihrer Lösungssuche haben.
Alle, die es für sich, aus Vereins,-Funktionärs-oder Verbandssicht schon getan haben, dürften sich hierzu die Frage gestellt haben: Kann eine sportliche Gerechtigkeit hergestellt werden, wo geregelte Abläufe außer Kraft gesetzt worden sind?Dazu wird jeder Verein, abhängig auch vom Tabellenstand eine andere Meinung haben, so dass es extrem schwierig sein wird, hier eine konsensfähige Lösung zu finden.
Ich weiß, dass die Situation aller Vereine in unserem Verbandsgebiet sehr wohl schwierig und schlimmstenfalls auch existenzbedrohend ist. Die Größe und Folgen dieser Corona-Krise wird uns alle noch lange beschäftigen und fordern. Leider haben wir auch keine Erfahrung, wie damit umzugehen ist. Sie ist eine ungleich größere Herausforderung als die Katastrophe, welche wir in unserem Landesverband durch das Hochwasser im Jahre 2002 bewältigen mussten. Die Betroffenheit ist ebenfalls eine andere, so dass auch das Solidaritätsverhalten ein anderes sein wird. Jetzt sind alle Vereine, und dies nicht nur in unserem Verband, betroffen. Sie alle brauchen Hilfe.
Als Verband müssen wir jetzt auch andere Prioritäten setzen und werden unseren Service ausbauen. Uns ist auch nicht nur Eure Unsicherheit, sondern auch der große Bedarf an Fragen bewusst.Wir tragen Eure Sorgen mit, wollen uns kümmern und Hilfe geben. Wir werden demnächst auch eine Rundmail an alle Vereine versenden und die neuesten Informationen auf unserer Homepage und den Social-Media-Kanälen einstellen.
Mit meinen Funktionen,auch beim DFB und NOFV, sowie durch enge Kontakte zu den anderen Landesverbänden, zum LSB und unserem Ministerium ist eine ständige Aktualität gegeben. Ganz wichtig ist jetzt, dass der FLB gerade seiner Rolle als Dienstleister für Euch auch verstärkt nachkommt, Orientierungen gibt und jetzt einen besonderen Kontakt zur Landesregierung und den Kommunen aufnimmt.Hier müssen unterstützende und unbürokratische Lösungen her.
Die Hauptfrage, die sich hierzu vielleicht auch viele von Euch stellen, möchte ich jetzt kurz, offen und klar beantworten: Eine finanzielle Unterstützung kann weder vom DFB, noch vom FLB geleistet werden. Das Gemeinnützigkeitsrecht setzt hier enge Grenzen, so dass Zahlungen ausgeschlossen sind. Zudem sind auch die Verbände in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und kämpfen mit den gleichen Herausforderungen.
Ich gebe offen zu, ich habe Sorge, was die zeitliche Ungewissheit und alle, damit einhergehenden Folgen für unsere Vereine betrifft. Gleichermaßen habe ich aber auch die Hoffnung, dass wir diesen Ausnahmezustand gemeinsam bewältigen werden und baue auf unseren Zusammenhalt und auf das, was uns dazu verbindet: Fußball wieder im Land Brandenburg zu spielen und diesen weiter zu gestalten.
Wir brauchen hierzu nicht Recht, wir benötigen Vernunft in dieser außergewöhnlichen Lage.
Die Antworten darauf sollten nicht zu einem Gegeneinander führen, sondern im besten Fall sogar eine neue Art des Miteinanders hervorrufen. Auch darin liegt eine besondere Herausforderung und die Chance, die uns diese Krise bietet. Gehen wir es gemeinsam in dieser schweren Zeit an, akzeptieren dann die nicht einfache Lösung und handeln solidarisch danach. Es geht um unseren geliebten Fußball und möge er dann in Brandenburg in den gewohnten Bahnen bald wieder rollen!
In diesem Sinne bedanke ich mich für das Verständnis und verbleibe
mit sportlichen Grüßen Euer
Jens Kaden
Präsident FLV Brandenburg